Schloss-Chronik
Auszug aus der Geschichte der Schlossanlage Großenhain
Die Bezeichnung „Schloss“ für die Fabrikruine ist eigentlich nicht korrekt, denn zu keiner Zeit war die Anlage Sitz eines Herrschers. Dennoch kommt die Bezeichnung „Schloss“ schon in den Akten des 17. Jahrhunderts vor. Das Schloss Großenhain war, wie aus dem Stadtplan von 1745 hervorgeht, mit einem besonderen Wassergraben umgeben. Die Stärke seiner Mauern bis 3 Meter, machte es im Mittelalter uneinnehmbar. Großenhain lag an einer sehr wichtigen Handels- und Heerstraße, der „Hohen Straße“, deren Ausgangspunkt Spanien war und die über Leipzig, Wurzen, Oschatz, Großenhain, Kamenz, Bautzen, Görlitz nach Breslau und weiter nach dem Osten führte. Der Verlauf der Hohen Straße durch Großenhain ging möglicherweise über den Steinweg, eine der ältesten Steinstraße, die Naundorfer Straße, Siegelgasse, Frauenmarkt, Dresdner Straße nach Mülbitz, von dort nach Zschieschen und Merschwitz weiter.
Daten zur Geschichte
1205 |
Erste urkundliche Erwähnung der Stadt Hayn
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1254 |
Bezeichnung der Stadt als Citivas
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1207 |
Besuch des Markgrafen Heinrichs in Hayn
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1289 |
Erwähnung des Schlosses als eines der Wichtigsten in der Hayner Pflege;
Zeitweise Residenz der Söhne Friedrich und Dietzmann des Landgrafen Albrecht des Unartigen in der Burg
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1291 |
Befestigung der Burg als Grenzhaus (Nähe zu Brandenburg);
Errichtung einer Stadtmauer auf Geheiß Friedrichs des Freidigen u. seines Bruders Dietzmann
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1292 |
Belagerung der Stadt durch Markgrafen von Brandenburg
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13. Jhd. |
Errichtung des Bergfrieds als freistehender Turm
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1312 |
Hayn gehört zu Brandenburg (bis 1316)
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14. Jhd. |
Sitz eines Vogtes als Vertreter der Markgrafen von Meißen
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26. Juni |
Zerstörung der Burg während eines Stadtbrands
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1547 |
Wiederaufbau auf Befehl Kurfürst August
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1637 & 1642
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Belagerung und Verwüstung des Schlosses durch schwedische Truppen während des 30jährigen Krieges
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1661 |
Bestandsaufnahme; der einstige Hauptbau (Palmas) existiert nur noch in seinen Umfassungsmauern;
Erwähnung der steinernen Brücke, eines baufälligen Eingangs, eines alten Tores und des Bergfrieds
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1662 |
Veranlassung von Reparaturmaßnahmen durch Johann Georg II.;
Wolf Kaspar von Klengel erwirbt mit dem Gut Naundorf auch "das alte Schloss zu Hayn" nebst den Wohngebäuden und Brauhause
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31. Mai 1663
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Besuch und Besichtigung der Wiederaufbauarbeiten am Schloss durch den Kurfürsten Johann Georg II. in Großenhain
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1704 & 1744
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Zerstörung während des Nordischen Krieges;
Beschädigung des Schlosse durch den größten Stadtbrand der Geschichte
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Mitte des
18. Jhd.
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ein bewohntes Gebäude auf dem Schlossgelände |
1788 |
Abbruch der Pforte über dem Stadtgraben am Schloss
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1797 |
Abtragen der neben dem Schloss gelegenen Pulverbastei
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1802 |
Baron von Odeleben - Besitzer des Schlosses
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1833 |
Nutzung als Brauerei & Holzhof
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1835 |
Erwerb des Grundstücks durch Fam. Eckhardt
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1836 |
Einbau einer Dampfmaschine und Bau eines Schornsteins im ehemaligen Bergfried
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7. Juni 1853 |
Verkauf der im alten Schloss eingerichteten Fabrik zu gleichen Teilen durch F. M. Eckhardt an seine Söhne für 10.000 Taler
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10. Jan. 1856
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Brand in der Fabrik gegen 17.00 Uhr |
1856 |
Wiederaufbau in größerer Form unter Verwendung von Steinen der Stadtmauer;
Entstehung einer Streichgarnspinnerei und Tuchappretur
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25. Mär 1875 |
Liquidation der Firma "AG Sächsische Wollengarn Fabrik" durch Herrn Eduard A. M. Eckhardt;
Rückkauf des Betriebes für 360.000 Mark;
Pächter der Fabrikationsanlagen ist erstmals die Fa. Goetze aus Glauchau
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28. Mai 1895
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Rittmeister Georg Michael Eckhardt aus Ammelshain beerbt seinen Vater Eduard A. M. Eckhardt;
Angabe des Wertes der Fabrik mit 320.00 Mark
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18. Okt. 1900 |
Erwerb der Anlage durch den Kaufmann Herrmann Bernhard August Schneider für 95.000 Mark
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31. Aug. 1901
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Erstellung eines Gutachtens durch den Großenhainer Baumeister, Richard Koch
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27. Nov. 1901 |
Erwerb des Grundstückes durch den Kaufmann Arno Georg Reichelt und der Firma Goetz & Co. über 140.000 Mark
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1914 - 1918 |
Produktion von Garn für Pulversäcke in der Fabrik durch die Firma Goetz & Co.
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1929 |
Schließung fer Fabrik infolge der Weltwirtschaftskrise
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1933 |
Erichtung eines Arbeitslagers in der Fabrik
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1. März 1934
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Verlegung des Arbeitslagers an die Augustusallee;
Nutzung des gesamten Betriebes für die Produktion (als Spinnerei)
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1. Juli 1951
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Gründung des VEB Ofenbau Großenhain und Nutzung der Anlage |
29. Jan 1953 |
Grundstück und Fabrik werden zum "Eigentum des Volkes" erklärt;
Enteigung J. H. Kassenbrocks - Rechtsnachfolger der Anlage - VEB (K) Ofenbau Großenhain
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1965 |
Verlagerung der Produktion der VEB Stema Großenhain
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1967 |
Auszug der Verwaltung des Betriebes;
Anlage ungenutzt
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1968 |
Schwere Sturmschäden, Beschädigung des Daches
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nach 1970 |
Zerteilung des Schlossgrundstückes in mehreren Schritten
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1974 |
Diplomarbeit von Karl-Michael Limberg „Umbau des ehemaligen Schlosses Großenhain zu einem Mehrzweckgebäude“ an der TU Dresden, Sektion Architektur
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1981 |
Zerstörung der Decke über dem Erdgeschoss durch ein Feuer
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1990 |
Auftragserteilung der Stadt als damaliger Eigentümer an das Architektenbüro Hardt zur Anfertigung einer Nutzungsstudie
"Entstehung eines Entwurfs für ein Hotel"
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1992 |
Rückübertragung der Anlage an die Nachfahren des Alteigentümers
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3. März 1998 |
Zuschlagserteilung an die Stadt Großenhain zur Durchführung der 3. Sächsischen Landesgartenschau im Jahr 2002;
Einbeziehung des Schlossbereichs in die Planung des Gartenschaugeländes
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1. April 1998
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Erwerb des Schlosses durch die Stadt Großenhain |
Sommer 1998
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Abriss aller Nebengebäude auf dem Schlossgelände |
Frühjahr 1999
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Beschluss des Stadtrates zum Ausbau der Schlossanlage zu einem Kulturzentrum |
7. Okt 2000
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Grundsteinlegung zum Ausbau als Kulturzentrum |
22. Apr 2001
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Richtfest „Kulturhaus Schloss“ |
17. Apr 2002 | Eröffnung des neuen Kulturhauses |